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Angela M. Flaig: Natur und Stille, Flug-Samen wider die Vergänglichkeit 10.09. - 30.10.2011

Das Naturerlebnis steht am Anfang einer langen Kette des Entstehungsprozesses der poetischen Arbeiten von Angela M. Flaig. Rund um das Dorf Hausen, zu Rottweil eingemeindet, findet sie die Samen für ihre Werke.

Das Sammeln, das vor allem ein Pflücken ist, ist ein erster stiller Prozess auf dem Weg zum Kunstwerk. Hier geht ein Samen das erste Mal durch die Hände der Künstlerin, meist noch an der Blüte haftend. Formschöne Blüten werden getrocknet. Im eigenen Atelier werden manche Samen schon aus den Blüten herausgezogen, weiter getrocknet und am Ende nach Sorten getrennt in Materialkisten aufbewahrt. Viele Samen werden erst bei der konkreten Gestaltung eines Kunstwerkes wie der Pyramide in Raum 1 von ihrem Blütenträger befreit. Faszinierend ist dabei, welches Volumen die befreiten Samen entwickeln und wie sich miteinander verbinden lassen, weil sie wie Kletten aneinander haken, dabei aber federleicht sind und mit einem Luftzug zuviel davon schweben könnten. Mit Haarspray wird die Mehrzahl der Samen fixiert, der feine Sprühnebel des Haarsprays bleibt unsichtbar. 

Im Südwesten Deutschlands hat Angela M. Flaig bereits zahlreiche Ausstellungen bestritten. Die federleichten und ebenso verletzlichen wie schönen Flug-Samen gelten als ihr Markenzeichen. Ihre daraus geschaffenen Objekte sind fragil, schön und meist symmetrisch komponiert. Angela M. Flaig wird nun erstmals im Nordosten der Bundesrepublik in einer Einzelausstellung gezeigt. 2007 war sie in einer Gruppenausstellung in der Landesvertretung Baden-Württemberg in Berlin für 14 Tage mit anderen Bildhauern ausgestellt.

Besonders glücklich sind wir über zwei raumbestimmende Arbeiten, die sie eigens für die Räume der Kunstsammlung geschaffen hat.

Aus vielen vorgefertigten Einzelteilen installierte Angela M. Flaig in der ersten Aufbauwoche eine „Schwebende Decke“ im Eckraum III. Eine Arbeit aus Tausenden von Distelsamen, ein Kunstwerk, das viele Assoziationen weckt und an eine Bettfüllung aus Daunenfedern erinnert oder an einen schwebenden Teppich. Ebenso einmalig ist eine neue Pyramide, die Angela M. Flaig von Grund auf in Raum I gestaltet hat, und wo wir in der zweiten Aufbauwoche Zeuge wurden, wie sie diese Form, die zu den Urformen menschlicher Behausungen zählt, konstruiert hat.

Ihre Objekte sind mehrschichtig im wahrsten Sinne des Wortes. Die Pflanzenteile wirken oft als grafische Grundeinheiten: Ein Samenflügel statt eines Pinselstrichs.

Ihre minimalistischen Kompositionen sind sehr konkret. Sie verarbeitet die Realität, reale Erzeugnisse der Natur, auf deren Eigenschaften sie Rücksicht nehmen muss. Sie kennt diese inzwischen aus dem Effeff, so dass die Projekte heute von Ort zu Ort transportiert werden können und die Formen der Objekte vor Ort nur aufgefrischt werden müssen

Geometrisch serielle Reliefs wie in Raum II und IV: mit Pinzetten auf dickes Transparentpapier aufgesetzt und mit Kaltleim fixiert; unter dem Transparentpapier liegt während des Arbeitens Karopapier, das für das klare Raster sorgt, und das später wieder entfernt wird. Samen werden einzeln aufgeklebt.

30 Exponate von 2007 bis 2011 sind in der Ausstellung der Kunstsammlung Neubrandenburg zu erleben.